Weite, Natur und Einsamkeit. Der Kungeleden bietet nicht nur Abenteuer und die Landschaft Nordschwedens. Er ist auch super erschlossen und selbst für Anfänger:innen geeignet – zumindest die erste Woche auf der Königsetappe des Königswegs.

Überblick

Der Kungsleden hat zwei Teile, die jeweils auf schwedischer Seite dem Hauptgebirge Skandinaviens folgen. Der nördliche Kungsleden beginnt oberhalb des Polarkreis in Absiko und endet 440 km später in Hemavan, erschließt also die Natur und Nationparks Nordschwedens. Etwa 500 km Luftlinie weiter südlich beginnt in Storlien der 357 km lange südliche Kungsleden, der in Sälen endet. Es bleibt abzuwarten, wann diese Lücke geschlossen wird. Je Abschnitt sollte man sich 4 bis 5 Wochen Zeit nehmen.
Wem das zu viel ist, läuft üblicherweise erste Woche des nördlichsten Stück, startet von Abisko und biegt dann bei Singi nach Nikkaluokta ab. Das angeblich schönste und sicherlich populärste Stück hat etwa 100 km und nur um die 2000 Höhenmeter.
Auch ich bin nur diese Woche gelaufen. Mir geht immer noch das Herz auf, wenn ich die Bilder dieser großartigen Landschaft sehe. Zum Glück hatte ich ein Schönwetter-Fenster erlebt.

Warum gerade dieser Weg? Der Kungsleden führt durch eine der letzten Wildnisse Europas. Die Weite und Schönheit sind einzigartig. Er findet sich ein einigen Listen der weltweiten TOP-10-Trails. Zudem ist er im oberen Teil top erschlossen, technisch nicht anspruchsvoll und eignet sich auch für Anfänger:innen, die ihre erste Wochentour machen wollen.

Der Weg

Länge: ca. 104 KM (nördlichster Abschnitt. Abisko-Singi-Nikkaluokta),
ca. 440 KM (nördlicher Kungsleden: Abisko-Hemavan),
ca. 357 KM (südlicher Kungsleden: Storlien-Sälen)

Höhenmeter: ca. 2000 HM in der ersten Woche

Saison: Hauptsaison ist Juli bis September. Juni und Oktober sind Randzeiten. Zumindest der oberste Abschnitt ist auch im Winter bei Schnee als Skiwanderung angelegt. Aber die Hütten sind dann überwiegend zu.
Ich bin den Kungsleden im September gelaufen. Da gibt es statistisch weniger Niederschlag und teilweise friert es, was gut gegen Mücken ist.

Etappen: Wer zeltet, kann sich die Etappen frei einteilen, da außerhalb des Abisko-NP zelten in der freien Natur erlaubt ist. Für alle anderen Wanderer:innen stehen im Abstand einer Tagestour Hütten im Fjell. Meine Tagestour-Charakterisierungen orientiert sich an dem Abstand der Hütten. Als ich mit dem Zelt unterwegs war, habe ich aber die kurzen Etappen 3/4/5/6 von Alesjaure bis Kebnekaise teilweise zusammenfasst, was bei gutem Wetter, mit Zelt und Fitness gut geht. Wer die Landschaft lange genießen möchte, wandere gerne mit viel Muße …
1. Abisko – Abiskojaure (15km): Den ersten Tag wanderst Du immer entlang dem Fluss Abiskojåkka durch den Abisko-Nationalpark. Gleich auf dem ersten Kilometer wartet mit der ein kleiner, sehr fotogener Canyon auf Dich, einer der prägenden Blicke des Weges. Diese Etappe ist ganz anderes als der Rest des Weges bis zur siebten Etappe, denn der Weg führt hier oft durch den Wald. Am Weg gibt es vor Abiskojaure nur einen ausgeschilderten Platz, an dem Du zelten darfst.
2. Abiskojaure – Alesjaure (21km): Nach der Absikojaure Hütte steigt der Weg an und führt über die Baumgrenze. Es dominieren die weiten Blicke auf die umliegenden Berge. Vor allem der zweite Teil der Strecke verschlägt den Atem mit dem Blick auf die weite Seenlandschaft. Vielleicht ist dies wegen der Länge und den Höhenmetern die anstrengendste Etappe. Am Ende wartet einer der schönsten Ausblicke des ganzen Weges auf das Tal des Aliseatnu-Fluss.
3. Alesjaure – Tjäktja (12km): Eine kurze Tour durch eine malerische Landschaft und führt in das Alesvagge-Tal zur Tjäktja-Hütte.
4. Tjäktja – Sälka (12km): Nach einem weiteren Anstieg erreicht man den höchsten Pass des Kungsleden (in der ersten Woche). Von hier führt der Kungsleden hinab in das weite Tal Tjäktjavagge, in dem die Hütten Sälka (und Singi) liegen. Der plötzliche Blick vom Pass auf das Tal war für mich der atemberaubendste Moment des ganzen Weges.
5. Sälka – Singi (12km): Die Sälka Hütte liegt wie eine natürliche Warft in der Mitte des weiten Tals und ist für mich der Inbegriff der vielen, schön gelegenen Hütten des Kungsleden. Die ganze Tagestour folgt dem Tal und dem Flusslauf. Bei schönem Wetter möchte man jede Stunde Pause machen, um die Blicke in die Nebentäler und auf die höchsten Berge Schwedens zu genießen.
6. Singi – Kebnekaise Fjällstation (14km): Bei Singi verlässt Du den nördlichen Kungsleden (in seiner 440km-Variante), kommst in entlang der steilsten Berghänge des Wegs in ein neues Tal. Hier liegt am Fuß des höchsten Bergs Schwedens, dem Kebnekaise (ca. ca 2100m) die Kebnekaise Fjällstation. Mit 220 Betten ist sie vermutlich Schwedens größte Berghütte, die aber eher einem Hotel gleicht und neben Laden, Selbstversorgungsbereich auch ein Restaurant bietet.
Wer Zeit und Lust, Kondition und Ausrüstung hat, kann bei gutem Wetter auch den Kebnekaise erwandern. Dazu gibt es auch Führungen. Ehrlich gesagt habe ich mich an die 3200 Höhenmeter an einem Tag nicht herangetraut.
7. Kebnekaise Fjällstation – Nikkaluokta (19km): Die letzte Etappe führt wieder hinab in bewaldete Gegenden. Wer abkürzen will, kann sogar das letzte Stück mit einem Boot zurücklegen. Ziel ist die kleine Samensiedlung Nikkaluokta. Von hier fährt ein Bus über den Flughafen in das Zentrum von Kiruna.

Kiruna: … umfasst als Gebiet ganz Nordschweden. Die eigentliche Ortschaft Kiruna ist durch den Eisenerzanbau geprägt. Weil diese Erze (auch Seltene Erden) zigtonnenweise unter dem Stadtkern lagern, wird das Zentrum nun sogar verlegt. Es gibt einzelne sehenswerte Gebäude wie die Holzkirche von Gustaf Wickman und die alte Feuerwache. Ich habe zwei Tage in Kiruna auf den Rückflug gewartet und hier auch ein paar gemütliche Café gefunden. Ansonsten ist es schon eine Arbeiterstadt.

Anforderungen: Die Wanderung eignet sich gut für Einsteiger:innen in das mehrtägige Wandern. Steile Abhänge sind zu fürchten, übermäßig viele Höhenmeter auch nicht. Viele Sümpfe sind mit Bohlenwegen, viele Bäche mit Brücken erschlossen. Bei starken Regenfällen kann es aber trotzdem sein, dass man zu Fuss durch Bäche muss, also gute Zweitschuhe mitnehmen. Im Sommer ist mit

Highlights: Die Tageswanderung auf Schwedens höchsten Berg, den Kebnekaise, habe ich leider nicht geschafft. Ich stelle mir den Blick bei schönem Wetter einzigartig vor.
Meine beiden Highlights waren die plötzlichen Blicke in Täler, die sich plötzlich gen Süden auftuen; einmal von der Hütte Alesjaure und vom Tjäktja-Pass (1150m), dem höchsten Punkt des Weges.

Praktisches und Organisatorisches

Anreise:
per Flug: Kiruna hat einen kleinen Flughafen. Mit dem Bus kommst Du von dort problemlos nach Abisko zum Trailstart. Wer aus Mitteleuropa anreist, stiegt i.d.R. in Stockholm in den Flieger nach Kiruna um, da es keine Direktverbindungen gibt.
per Bahn: Abisko hat einen Bahnhof. Du kannst also auch gut mit dem Zug anreisen, was ein Erlebnis ist, das aber Zeit braucht (ab Hamburg ca. 28-30 Stunden). Denn nur auf dieser Bahnfahrt bekommst Du ein Gefühl für die Weite. Die Südspitze von Schweden liegt in der Luftlinie näher an Rom als der Trailstart in Nordschweden.
per Auto: Auch mit dem Auto ist Nordschweden erreichbar, in „nur“ 2400 KM ab Hamburg. Ich würde da eher den Zug nehmen; es sei denn, Du verbindest den Kungsleden mit einer Tour durch Nord-Skandinaviern. Die Lofoten sind ja auch um die Ecke.
Fernbusse: … scheinen sich nicht nach Nordschweden zu verirren.
Persönlich habe ich mich für die Hinfahrt für eine Kombi aus Flug (bis Stockholm) und Zug (Stockholm-Abisko, tw. Nachzug (vorreservieren!) ) entschieden und bin den Weg zurück geflogen.

Rückreise: Am Trailende in der Samensiedlung Nikkaluokta gibt es einen großen Laden mit Café. Von hier fahren täglich mehrere Busse nach Kiruna. Ab hier kannst Du dann mit dem Zug oder Flieger zurückreisen.

Übernachten: Du kannst die erste Woche des Kungsleden entweder als reine Hüttentour oder als Zelttour (oder als Kombi) anlegen.
Die Hütten solltest Du vorher buchen. Sie sind sehr unterschiedlich ausgestattet. Das Niveau reichet von einfachen Hütte bis quasi zu Hotelbetrieb (Kebnekaise Fjellstation). Auch in den einfachen Hütten sind die Preise für Übernachtungen hoch und nicht mit dem Niveau von Alpenhütten – selbst denen in der Schweiz – vergleichbar. Erkundige Dich, ob Du Bettwäsche/(Hütten)Schlafsack mitbringen musst.
Bei (fast) allen Hütten darf man auch Zelten und Teile der Infrastruktur (z.B. Toiletten) mit nutzen. Dafür habe ich dann eine Gebühr entrichtet, die Dank meiner DAV-Karte ermäßigt wurde Ansonsten ist in Schweden das Wildcampen erlaubt. Eine Ausnahme bilden die Nationalparks. Im Abisko-Nationalpark (1. Tagesetappe) gibt es am Weg aber ausgeschilderte Zonen, in denen das Zelten erlaubt ist.

Verpflegung: Meine große Sorge war, ob ich in Abisko auch Gas für meinen Kocher bekommen würde. Alles andere hatte ich aus Deutschland mitgebracht. Als im Supermarkt des kleinen Abisko dann vor einer Palette mit gefühlt 50-100 Gaskartuschen stand, musste ich lachen. Leider habe ich sie nicht fotografiert. Der Supermarkt war aber auch groß genug, um dort alles andere an Lebensmitteln zu kaufen.
Wasser habe ich unterwegs problemlos aus den Bächen entnommen.
Die meisten Hütten unterwegs haben einen kleinen Shop, der eine bescheidenes Lebensmittelangebot bereit hält. Da diese Shops oft per Hubschrauber geliefert werden, sind sie aber ordentlich teuer. Ich habe mit hier mal etwas Obst oder einen Schokoriegel geleistet.
Kurz: Kauf in Absiko, in Kiruna oder schon in der Heimat alles Notwendig und verlass Dich nicht auf das Angebot auf den Hütten.

Sicherheit, Handy, Gesundheit: Der Weg ist beliebt und wird viel begangen. Sollten Du einen Unfall haben, kommt garantiert innerhalb der nächsten Stunde ein:e andere:r Wander:in vorbei.
Ausgesetzte Stellen gibt es nicht. Wohl führen aber immer wieder längere Strecken auf Bohlenwegen über sumpfiges Gebiet.
Handyempfang wirst Du tagelang nicht haben. Erst hinter Singi, als ich in das Tal der Kebnekaise Fjellstation einbog, hatte ich wieder Empfang. Alle Hütten am Weg haben aber einen Notfallsender. Da es keine Straßen gibt, muss man Dich notfalls sogar mit dem Helikopter herausholen.
Theoretisch kann man auch einen GPS-Notfallsender wie den Garmin Inreach mitnehmen, doch scheint mir die Anschaffung für den Weg übertrieben.
Nimm im Idealfall eine Powerbank mit, damit Du ausreichend Strom hast und Dich nicht auf die Hütten verlassen musst.
Mücken gibt es hier im Sommer (bis Mitte August) ordentlich, weshalb ich im September gewandert bin. Nimm also bitte ein gutes Mückenmittel und ggf. ein Mückennetz für den Kopf mit.

zurück zu www.kleinepausen.de


Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar