Wandern – Ein Grundkurs

Wandern macht Spaß. Wandern ist gesund. Wandern ist keine Raketenwissenschaft und halb so wild.
… und doch kommen Fragen zur Ausrüstung, zum Suchen und Finden von Touren sowie zur Gesundheit und Fitness (Was traue ich mir zu?) immer wieder auf. In diesem Artikel gehe ich auf einige grundlegende Fragen ein.
Der wichtigste Tipp aber vor ab: Leg einfach los, sammle Erfahrungen, höre auf Deinen Körper und tausch Dich mit Freunden und ggf. auch Deiner Ärztin, Deinem Arzt aus.

Finde den richtigen Weg für Dich

DEN besten Wanderweg, der für jede:n gleichermaßen gut passt, gibt es nicht.
Welche Landschaften magst Du? Welche Kulturräume und Länder interessieren Dich? Welche Vorstellungen von Abenteuer und Komfort hast Du? Was schaffst Du gesundheitlich und konditionell? Geht es um Genuss oder Herausforderung? Wie viel Zeit nimmst Du Dir? Was ist Dein Budget?
… diese und ähnliche Fragen entscheiden, was für Dich der richtige Weg ist. Und der wird womöglich ein anderer sein, als für mich.
Deshalb hier ein paar allgemeine Tipps zur Tourenauswahl und -suche:

TIPP 1: Gesundheitscheck: Im Zweifelsfall immer den Check-Up und Rat Deiner Ärztin, Deines Arztes suchen. Der Aufenthalt und das Wandern in der Natur fördern die Gesundheit, das ist empirisch nachgewiesen. Und Du möchtest Dir doch nicht die Gesundheit ruinieren, weil Du es übertreibst.

TIPP 2: Fang klein an. Back erstmal kleine Brötchen und sammle erste Erfahrungen. Erprobe Dich bei einer überschaubaren Tagestour oder mache eine kurze Wochenendtour mit erster Übernachtung in der Nähe. So lernst Du Dich und Deine Möglichkeiten besser kennen.
Ohne Erfahrung und Grundfitness hingegen zu Beginn gleich mal eine Alpenüberquerung zu starten, ist nicht taff, sondern blöd und gefährlich. Leider gibt es im Gebirge immer wieder tödliche Unfälle – gerade mit Männer in ihren „besten“ Jahren, die leichtsinnig sind und arrogant ihre Möglichkeiten und Gefahren völlig falsch einschätzen.
Also: Klein anfangen, Erfahrungen sammeln, langsam aufbauen.

TIPP 3: Höhenmeter und Entfernung sind beides Größen, die Du bei der Tourenplanung im Blick haben musst. Dass es einen Unterschied macht, ob man 10, 20 oder 30 km am Tag weit läuft, erschließt sich jedem. Doch Höhenmeter sind ebenso wichtig in den Blick zu nehmen. Bei unserer ersten Alpenwanderung in jungen Jahren waren wir z.B. nach nur 5 km völlig fertig und suchten den Fehler in unserer Planung. Der war schnell gefunden, hatten wir nämlich stolze 2000 Meter Höhe überwunden. Natürlich sind Auf- und Abstieg verschiedene Belastungen, das eine geht in die Muskeln, das andere in die Gelenke. Ich finde beides gleichermaßen anstrengend. Mein Limit liegt zu Beginn von Touren bei 20 km Strecke und 1000 Höhenmeter; danach verlasse ich deutlich meine Komfortzone, sprich: es geht zwar noch etwas mehr, wird aber erst anstrengend und dann auch schmerzhaft. Finde auch Du Dein persönliches Limit heraus!
Und für Touren zu zweit oder in der Gruppe unterwegs gilt natürlich: Wenn Ihr merkt, dass Eure Möglichkeiten und Wünsche sehr auseinander gehen, dann müsst ihr ggf. perspektivisch andere Touren wandern. Doch heute gibt die / der Langsamste/Schwächste das Tempo vor – Sicherheit und Gesundheit gehen erstmal vor.

TIPP 4: Schwierigkeit und Beschaffenheit des Weges werden in guten Wanderführern und Wander-Apps angegeben. Manchmal steht da aber nur „leicht / mittel / schwer“. Es wird aber leider nicht immer deutlich, was gemeint ist: a. die Länge des Weges, b. der Untergrund (eben/breit vs. schmal/steil/geröllig) oder c. dass der Weg exponierte Stellen hat, wo es links 100 Meter runter geht, wenn man stolpert und nicht aufpasst. Für die Alpenwege gibt es beispielsweise die SAC-Wanderskala des Schweizer Alpen-Clubs, die die Schwierigkeit von T1 (Wandern) bis T6 (schwieriges Alpinwandern) unterscheidet. Und Klettersteige kommen danach.
Kurz: Informiere Dich über die Art des Weges und finde auch hier heraus, was Dein Limit ist, z.B. wie trittsicher und schwindelfrei Du bist.

TIPP 5: Schleifen oder Strecke ist die Grundfrage in der Wanderplanung.
Bei einer Schleife startest und endest Du an dem Tage am selben Punkt, z.B. einer Haltestelle, einem Parkplatz oder Deiner Unterkunft. Das ist sehr praktisch, weil man ggf. nicht planen muss, wie man mit Bus, Seilbahn etc. vom Ziel wieder zum Start kommt. Schleifen bieten sich also gerade für Tagestouren an.
Bei Streckenwanderungen startest Du bei A und kommst in B an, ggf. auch um in den nächsten Tagen weiter über C und D bis E zu laufen. Gerade ausgeschilderte und markierte Wanderwege sind fast immer Streckenwanderungen, wobei in Deutschland in den letzten Jahren bekannte Wanderwege wie der Heidschnuckenweg in der Lüneburger Heide oder der Rothaarsteig im Sauerland auch um Schleifen ergänzt werden.
Ich persönlich bin entschiedener Anhänger von Streckenwanderungen, auch wenn ich mir dann mehr Planungsgedanken machen muss, etwa wo ich jeden Tag schlafe. Für mich ist das Abenteuer, noch nicht zu wissen, wie es da aussieht, wo ich heute Abend ankomme. Doch ein Freund, der immer mit seinem Wohnmobil Wanderregionen erkundet, schwört verständlich auf den Komfort, wenn er abends wieder bei seinem fahrendem Bett ankommt.
Fazit: Auch hier schaust Du, was für Dich bei dieser Tour das Beste ist und was Du magst.
P.S. Liebe Schlaumeier, ja, natürlich gibt es auch Rundwege (z.B. Hüttentouren in den Alpen), bei denen man nach einer Woche wieder am Startpunkt ankommt.

TIPP 6: Erwartungsmanagement ist wichtig. Wenn Du eine Tagestour auswählst, dann freust Du Dich, wenn Du stündlich an einem Highlight vorbei kommst. Bei der Konzeption von Wanderwegen achten Fachleute tatsächlich auf so etwas. Wenn Du aber länger unterwegs bist, dann ist es schwerlich möglich, dass der Weg ständig Abwechslung und ein „Wow“ nach dem nächsten präsentiert. Man sollte sich mental darauf einstellen, dass es auch mal Durststrecken gibt, also Abschnitte weniger begeistern.

TIPP 7: Orientierung und Navigation ist die Basis für eine gelungene Wanderung. Etablierte Wanderwege sind oft gut ausgeschildert. Auch deshalb ist Deutschland ein beliebtes Wanderland für unsere europäischen Nachbar:innen. Bei anderen Wegen brauchst Du im Zweifelsfall eine Karte auf dem Handy (bitte offline nutzbar!) oder in Papier, um Dich zu orientieren und an Kreuzungen den richtigen Weg zu finden.
Einmal habe ich sogar eine mehrtägige Wanderung (Skye-Trail) abgebrochen, weil der Weg nicht ausreichend sichtbar war.
Als wir auf Madeira waren, wurden kurz zuvor einige Wanderer tot aufgefunden, die sich offenbar im nebligen Gebirge und Lorbeerwald verlaufen haben.
Das sind natürlich extrem Geschichten, doch kann es gefährlich werden, wenn man den Weg und die Orientierung verliert.

TIPP 8: Recherche:
Urlaubsregionen informieren oft auf ihren Websites und mit Broschüren über die lokalen Wanderangebote. Darüberhinaus gibt es viele Bücher und Websites, die Inspiration bieten. Ich persönlich brauche z.B. immer Bilder, die mich ansprechen und mir Lust auf die Region und den Weg machen. Und bei der Recherche für Mehrtagestouren suche ich u.a. gern hier:

An Websites kann ich u.a. empfehlen:
-> hiking.waymarkedtrails.org – … ist eine völlig irre Website, die gefühlt alle Wanderwege (Mittel)Europas sowie ausgewählte Wege auf anderen Kontinenten in einer Karte darstellt.
-> https://www.top-trails-of-germany.de – … bietet eine gute Übersicht einiger renommierter Wanderwege in Deutschland.
-> https://www.wildganz.com/entdecken/deutschland/wandern – ist eine gute Ergänzung zu den Top-Trails-of-Germany, da hier sehr viele Wanderwege vorgestellt werden.

Bücher zu Mehrtagestouren gibt es wirklich viele, wobei die Bildbände teils ordentlich Geld kosten. Mit einem Gang in die lokale Bücherei kannst Du viel Geld sparen. Zu vielen einzelnen Wegen bieten mehrere Verlage/Reihen Wanderführer an, so z.B. Stein (Outdoor Wanderführer), Rother, Kompass, Esterbauer (Hikline) und Bruckmanns.
Um eine Übersicht und Inspiration für Wanderungen zu bekommen gucke ich zu Hause gerne in folgende Bücher:
=> Fernwanderwege Deutschland (Esterbauer Verlag) – … der breiteste Überblick deutscher Fernwanderwanderwege mit umfangreichen Beschreibungen und dazu günstig.
=> Die schönsten Trekkingrouten Europa (Kunth) – … bleibt mein persönliches Lieblingsbuch, wenn ich überlege, wo ich in Europa mal ein oder mehr Wochen wandern gehen könnte. Die große Schwester dieses Buchs ist The World Trekking Book, der kleine Bruder „Die schönsten Wanderwege in Skandinavien“.
=> Wanderlust (Gestalten): „Unterwegs auf legendären Wegen“ gibt – neben „Fernweh“ – einen guten Überblick klassischer TOP-Wanderwege auf allen Kontinenten. Die Reihe wird peu a peu um regionale Bildbände ergänzt: Wanderlust Alpen, Wanderlust Europa, Wanderlust USA, Wanderlust Großbritannien und Irland, …
… und natürlich gibt es gibt es auch schöne Bücher anderer Verlage.

Freunde zu fragen, welche Wege sie empfehlen können, kann natürlich auch nicht schaden.

Ausrüstung

Was brauchst Du wirklich?

Dicke Bücher beschäftigen sich nur mit Wanderausrüstung.
Eine ganze Industrie bietet Hightech-Ausrüstung zu horrenden Preisen in spezialisierten Fachgeschäften an.
Du kannst also viel Zeit und Geld auf die optimale Ausrüstung verwenden. Doch ist das notwendig? Was ist verhältnismäßig? Je nachdem ob Deine Wanderung eher ein längerer Spaziergang im einfachen Gelände oder eine Antarktisdurchquerung ist, musst Du mehr oder weniger Zeit/Geld auf Deine Ausrüstung verwenden. Ausnahme sind Schuhe: hier bitte immer auf Qualität setzen.

Gewicht, Sicherheit, Komfort und Preis  … das sind die vier Dinge, die ich bedenke, wenn ich mir neue Ausrüstung zulege bzw. meinen Rucksack packe.
Gewicht ist der Schlüssel zum Erfolg“ steht in jedem Wanderratgeber auf den ersten Seiten. Und es macht einen deutlichen Unterschied, ob Du ein paar Kilogramm weniger auf dem Rücken oder ein paar hundert Gramm an den Füßen trägst. Ultralight ist in den USA Standard, in Deutschland erst im Kommen.
Sicherheit ist das A und O. Keine Wanderung ist so faszinierend, dass Du hier ein zu hohes Risiko eingehen solltest. Achte deshalb nicht nur auf einen guten Weg und die Wettervorhersage. Achte auch auf angemessene Kleidung, erste Hilfe und gute Orientierung. Gleichzeitig kann es auch zu Lasten des Gewichts gehen, wenn Du für jede Eventualität etwas mitnimmst.
Komfort finde ich keine Schande. Wir haben auch schon eine Tour (West Highland Way) mit Gepäckservice gemacht, wo unser Koffer von Hotel zu Hotel gefahren wurde und wir nur leichte Tagesrucksäcke getragen haben. Gerade in Schottland waren die trockenen Sachen, die Dusche, das warme und weiche Bett sowie das gute Essen abends im Pub super, um das wechselhafte Wetter tagsüber auszuhalten. Trägst Du Dein Gepäck selbst und über längere Strecke, dann geht der Komfort (z.B. jeden Tag frische Wäsche) zu Lasten des Gewichts. Letztendlich muss das jede:r für sich entscheiden, doch setzte ich auf Merino-Wäche und ziehe viele Dinge mehrere Tage an und versuche unterwegs zu waschen.
Preise für Ausrüstung sind sehr unterschiedlich. Eine atmungsaktive, dreilagige Hightech-Regenjacke kostet locker das zehnfache wie eine einfache Regenjacke vom Discounter. Letztendlich muss jede:r für sich entscheiden, wie viel Geld man in hochwertige Ausrüstung investiert: Bis wann ist es wirklich noch mehr Qualität und Sicherheit? Und ab wann fängt die Geldschneiderei an? Laufe ich meine erste, leichte Tour und will es mal ausprobieren – oder mache ich öfter lange und anspruchsvolle Wanderungen? Ausnahme, ich wiederhole mich, sind hier die Schuhe: bitte gute kaufen!

Packen für den Trail (hier der PCT, ohne Wasser, Lebensmittel und Spiritus)
Rucksäcke und Wanderstöcke am Ziel des Olavswegs, dem Nidarosdom Trondheim

Wichtigste Ausrüstung

ZELT: Beim Zelt gibt es – abgesehen vom Preis – für mich drei, vier wichtige Faktoren, auf die ich achte. Größe, Wind- und Wettertauglichkeit (Wassersäule, Bauweise) und Gewicht:
Größe: Überlege Dir gut, mit wie viel Personen ihr das Zelt nutzen werdet und wie viel Platz ihr benötigt. Soll z.B. alles Gepäck auch ins Innenzelt, weil es dort wettergeschützter ist, braucht Du dort mehr Platz. Soll das Zelt ein Vorzelt bzw. eine sog. Apside haben, u.a. weil das Gepäck dort hin kommt und Du dort wettergeschützt kochen kannst? Natürlich wiegen größere Zelte naturgemäß mehr und haben ein größeres Paktmaß.
Wind- und Wettertauglichkeit: Island oder Algarve? Sommer, Übergangszeit oder sogar Winter? Entscheidend ist, mit welchem Wetter Du rechnen musst.
Wichtig ist dabei zum einen die Wassersäule, die angibt, wie wasserdicht der Boden und die Plane ist. Da ich früher auch mal Wasser von unten hatte, würde ich nie unter 6000-8000 mm (Boden-Wassersäule) und 2000 mm (Außenzelt) gehen, wenn in der Gegend mit mehr als Nieselregen zu rechnen ist. I.d.R. benötigt leider „mehr Wassersäule“ eine dickeren Zeltstoff und damit mehr Gewicht – oder es wird auf Hightech-Niveau so richtig teuer.
Zweitens geben mehr Stangen in der Konstruktion des Zeltes mehr Stabilität und machen es sturmfester. Je nachdem wie stark es bläst, freut man sich über ein Zelt, das sicher und von alleine steht. Gleichzeitig wiegt jede Stange mehr, so dass Du Dir überlegen musst, ob Du z.B. ein sehr stabiles Geodäten-Zelt wirklich braucht.
Für Spezialist:innen lohnt es sich, über ein Tarp oder ein einwandiges Zelt nachzudenken, um Gewicht zu sparen.
Gewicht: Es gibt große Unterschiede beim Zeltgewicht. Wenn Du Dein Zelt trägst, merkst Du, ob es 3 bis 4 kg oder nur 1 kg wiegt. (Natürlich kann man das Zelt/Ausrüstung beim Tragen auf mehrere Personen verteilen.) Wenn Du ein kleines Zelt hast, was wenig wiegt, merkst Du das auch. Komfort und Gewicht muss man immer selbst gegeneinander abwägen.

Ein oder mehrere Zelte?
Grundsätzlich musst Du Dich auch fragen, ob Du ein Zelt für alle Gelegenheiten haben möchtest. Oder gönnst Du Dir den Luxus, für verschiedene Urlaubsformen verschiedene Zelte zu besitzen: z.B. sonniger Sommertour im Süden, Wind- und Wettertouren im Norden, Familienurlaub auf dem Campingplatze?
Ich selbst besitze aktuell zwei Zelte, ein Ultraleicht-Zelt (950g) und ein komfortables Drei-Jahreszeiten-Zelt (1600g).

ISO-MATTE: Du hast die Wahl zwischen den klassischen Schaumstoffmatten, Thermo-Luftmatratzen und Luftmatratzen. Sie unterscheiden sich nicht nur im Packmaß und Gewicht. Du solltest auch auf den R-Wert achten. Er gibt an, bis zu wie viel Grad die Matte Dich gegen Kälte schützt. Hier eine kleine Übersicht: R-Wert 1 (bis +7°), R2 (bis +2°), R3 (bis -5°), R4 (bis -11°), R5 (bis -17°).
Nachdem mir meine schön leichte und bequeme Outdoor-Luftmatratze unterwegs kaputt gegangen ist, bin ich wieder auf eine unverwüstliche, aber härtere Schaumstoffmatratze umgestiegen.

SCHLAFSACK: Daune oder Synthetik – das ist bei Schlafsäcken die (Glaubens)Frage; die zweite ist die nach Wärme und Temperatur.
Zum Füllmaterial: Für Dauen spricht das geringe Gewicht, das kleine Packmaß und die angenehme Wärme. Für Synthetik spricht die Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit, der Preis, die leichtere Pflege und dass keine tierischen Produkte verwendet werden. Ich gehöre zum Team Daune, gebe aber zu, dass ich bei Dauerregen stets nervös im Zelt werde. Bitte auf Zertifikate für tierschonende Daunengewinnung achten!
Zur Wärmeleistung werden bei Schlafsäcken stets drei Werte angegeben: Komforttemperatur (= durchschnittliche Frau friert nicht), Grenztemperatur (durchschn. Mann friert nicht) und Extremtemperatur (Schutz vor Erfrieren). Schlafsäcke, die auch bei höheren Minustemperaturen warmhalten, sind auch auch schwerer. Nachdem ich auf einer Wanderung in den Alpen mal ordentlich im Zelt gefroren habe, kaufe ich mir wärmere Schlafsäcke und nehme das höhere Gewicht in Kauf.

RUCKSACK: Die Größe des Rucksacks (gemessen in Litern) wählt man je nach Urlaubsform bzw. benötigtem Gepäck.
Übernachtest Du stets am gleichen Ort, so brauchst Du für Deine Tagestouren nur einen kleinen Tagesrucksack für Regenzeug, Wasser, Karte etc. von ca 20-25l.
Übernachtest Du in Hütten, Ferienwohnungen oder Hotels so brauchst Du vielleicht 30-35l, weil Du mehr Wechselwäsche mitnimmst. Je nach Komfortbedarf sollte der Rucksack etwas größer sein, wenn Du z.B. für jeden Tag frische (Unter)Wäsche haben möchtest.
Übernachtest Du draußen, dann nimmst Du auch Zelt, Schlafsack und ISO-Matte mit und bist bei 45-50l; ist es eine längere Tour, auf die Du auch Lebensmittel für mehrere Tage mitnimmst, dann brauchst Du vielleicht 50-60l.
Natürlich sollte man auch beim Rucksack auf das Gewicht achten. Hier gibt es große Unterschiede. Ein 30-35l-Rucksack sollte nur 1 kg, ein 45-50l-Rucksack nur 1,2kg und ein 50-60l-Rucksack nur 1,5 kg wiegen.
Ich besitze mehrere Rucksäcke, die ich je nach Tour wechsele.

STÖCKE: … sehen vielleicht auf den ersten Blick albern aus. Sie entlasten aber Rücken und Beine durch die bessere Verteilung des Gewichts. Und sie geben Stabilität und Sicherheit in schwierigem Gelände. Ich würde keine längere Tour mit vollem Gepäck mehr ohne laufen, auch wenn ich anfangs ein paar Tage brauchte, bis ich den Dreh raus hatte.

BEKLEIDUNG: Statt auf jedes Kleidungsstück einzugehen, hier (nur) ein paar allgemeine Tipps:
Merino: Die Wolle der Merino-Schafe nimmt wenig Geruch an. Dein T-Shirt riecht kaum, auch wenn Du es mehrere Tage trägst. Außerdem hat Wolle gute Wärmeeigenschaften. Gleichzeitig ist Merino-Bekleidung aber sehr teuer, ist also eine Investition. Ausnahmsweise mal eine Warnung: Mit den Produkten des Marktführers Icebreaker hatte ich persönlich nur Ärger, insbesondere fing ich mir stets in kürzester Zeit Löcher ein.
Regenfestigkeit: Es gibt drei Arten von Regenjacken (und -hosen):
Einfache und nicht atmungsaktive schützen Dich bei Schauern und bieten Dir in niederschlagsarmen, sommerlichen Gegenden eine gute Sicherheit. Auf Dauer schwitzt man aber darin ordentlich. (Beim Discounter: ab 20 Euro).
Atmungsaktive, zweilagige Jacken lassen den Regen nicht von außen durch, transportieren aber Deinen Schweiß nach außen. Sie sind gut für Wanderungen ohne viel Gepäck in Regionen, wo Dauerregen kein reales Risiko ist (wie z.B. West-Schottland). (Markenjacken ab 100 Euro)
Atmungsaktive, dreilagige Jacke sind erste Wahl für längere Wanderungen, da sie auch bei einem schweren Rucksack nicht so schnell an den Schultern undicht werden. (Markenjacken ab 200 Euro).
Zwiebellock: Idealerweise nimmst Du nicht drei unterschiedlich dicke Pullover oder Jacken mit, sondern Du ziehst besser mehrere dünnere Schichten übereinander. Der Zwiebellock spart Gewicht und ermöglicht Dir, flexibel auf unterschiedlichstes Wetter und Temperaturen zu reagieren.
Marken oder No-Name: Ich gebe zu, dass ich meine Lieblingsmarken habe. Trotzdem empfiehlt es sich, auf den Preis zu achten. Nehmen wir das Beispiel „dreilagige Regenjacken“. Meine Jacke von Patagonia (auch eine renommierte, hippe und politisch korrekte Marke) kostet 200 Euro-Jacke. Die meisten Jacken in dem Segment liegen aber bei 400-700 Euro. Auf die Unterschiede angesprochen, pries die Verkäuferin des Fachgeschäfts bessere Nähte, bessere Festigkeit, bessere Taschen, bessere Kapuze und andere Dinge, die ich aber nicht verstanden habe.

SCHUHE: … sind die Ausnahme, wenn es um das „Keep it simple“ und „es muss nicht immer teuer sein“ geht. Bei ihnen würde ich auch bei kleineren Strecken keine Kompromisse machen. In schwierigem Gelände sind sie essentiell für Deine Sicherheit. Und dass man sich mit den falschen Schuhen den Rücken und die Gesundheit ruinieren kann, ist wohl Allgemeinwissen.
Bin ich in schwierigem Gelände oder auf ausgesetzten Wegen unterwegs, wo Abrutschen lebensgefährlich und Umknicken wahrscheinlich ist, trage ich knöchelhohe Schuhe.
Ansonsten setze ich auf leichte, halbhohe Trailrunning-Schuhe. Das sind Schuhe, die für jene verrückten Menschen entwickelt wurden, die Wanderwege nicht wandern sondern joggen. Sie sind oft leicht und haben doch ein ordentliches Profil. Denn ein Großversuch der amerikanischen Armee ergab angeblich, dass 100 Gram leichtere Schuhe sich wie ein halbes Kilo weniger auf dem Rücken anfühlt. Deshalb lohnt es sich gerade bei den Schuhen aufs Gewicht zu achten.

KOCHEN UND ESSEN: Je nach Tourform und Gegend bieten sich verschiedene Brennstoffe an: Benzin, Spiritus, Holz, Gas. Ich nutze möglichst Gas. Auf dem Campingplatz nutze ich beim Zelten dann aber gerne vorhandene Küchen.
Generell muss Du beim Essen schauen, was Dir schmeckt. Bei körperlich anstrengenden Touren brauchst Du viele Kohlehydrate (Nudeln, Reis, Kartoffelpüree) und Kalorien (u.a. Schokolade und Nüsse haben ein gutes Kalorien-Gewicht-Verhältnis). Wichtig ist vor allem bei längeren Touren, keine Lebensmittel mitzuführen, die Wasser enthalten, also lieber Kartoffelpüree als Kartoffeln, lieber Trockenfrüchte als Obst, lieber Tütensuppe als Konserve. Denn gerade wasserhaltige Lebensmittel wiegen viel, und in den meisten Gegenden findest Du unterwegs Wasser zum Kochen.
Die superoptimierte Outdoornahrung aus dem Fachgeschäft ist mir übrigens zu teuer. Ich esse meistens Nudeln mit Tütensuppe. Und wenn ich mal an einem Supermarkt vorbei komme, feiere ich auf dem Parkplatz eine kleine Party mit frischem Obst und kaufe für den Campingplatz was Besonderes ein, was ich für eine mehrjährige Tour nicht mitnehmen würde.

WASSER: … ist schwer und überlebenswichtig. Deshalb musst Du unterwegs gut planen, wo Du Wasser bekommst, wie viel Du benötigst und in welcher Qualität es ist. Qualität deshalb, weil z.B. Wasser in der Nähe von Viehbeständen (auch aus Bächen) oft gereinigt werden muss. In der Natur ist Wasser aus fließenden Gewässern oft besser als aus stehende. Frisches Wasser gibt es unterwegs übrigens nicht nur in Supermärkten, Cafés oder Nachbar:innen (bei denen man freundlich klingelt), sondern z.B. auch auf Friedhöfen.
Gerade bei Hitze und großer Anstrengung ist der Wasserbedarf natürlich höher. In Israel ist angeblich sogar vorgeschrieben, wie viel Liter man in der Wüste mitführen muss. Wenn man mit zuwenig Wasser erwischt wird, drohen hohe Strafen – zu Recht: denn Wassermangel schränkt Deine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ein und kann am Ende tödlich sein.

NAVIGATION UND SICHERHEIT: Man soll nicht all seine Ängste (in Form von unnötiger Ausrüstung) mitnehmen, ist eine alte Trailweisheit. Dennoch solltest Du das Thema Sicherheit ernst nehmen. So gibt es z.B. für entlegene Trails wie den Pacific Crest Trail (PCT) GPS-Notfall-Sender, u.a. den Insearch von Garmin; leider teuer, kann aber Dein Leben retten.
Auch solltest Du Dich – egal ob mit Papier-Karte, mit Handy-App und mit Kompass – gut orientieren können. Auch bei gut ausgezeichneten Wegen fehlt manchmal an der entscheidenden Kreuzung eine Wegmarkierung. Sich in der Wildnis zu verlaufen und vom Weg abzukommen, kann lebensgefährlich werden. Gerade Männer in den vermeintlich besten Jahren überschätzen gerne ihre Möglichkeiten und bringen sich in Gefahr. Ich habe auch schon eine Wanderung abgebrochen (Skye Trail), weil eine Orientierung im Nebel nicht mehr möglich war.
Bei Karten brauchst Du einen Maßstab von mindestens 1:50.000, besser ist aber 1:25.000. Bei Karten auf dem Handy achte drauf, dass Du sie auch offline nutzen kannst. Bei (kostenpflichtigen) Wander-Apps kann man Touren downloaden. Komoot und Outdooractive haben bei der Stiftung Warentest am besten abgeschnitten.

GESUNDHEIT UND KÖRPERPFLEGE: Im Zweifelsfall ist ein frühzeitiger Gesundheitscheck beim Doc Pflicht und die einzige, verantwortlich und erwachsene Form, um sich auf eine herausfordernde Wanderung vorzubereiten. Je nach Reiseziel sollten auch Impfungen etc. früh geplant und aufgefrischt werden. Notfall-Medizin sollte an Bord sein. Meine Ärztin hat mir für den Notfall bei einer langen Wanderung ohne Zucken ein Breitband-Antibiotikum verschrieben. Schmerz- und Kohletabletten nehme ich auch mit, genauso wie ein kleines erste Hilfeset. Pflaster, Babypuder und eine Zinksalbe für wundgescheuerte Stellen, eine Salbe für die Fußpflege und ggf. Sonnencreme gehört bei mir auch dazu. Last but not least wünsche ich Dir, dass Du auf Deiner Tour auch Sonnencreme brauchst!

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