Durch die belgische Wallonie führt der dritte Teil meiner Wanderung auf dem Fernwanderweg GR 5 von Hoek van Holland (NL) bis Nizza (F). Auf dieser Seite berichte ich über die ca. 159 KM von Maastricht bis Ouren.

Überblick
Nun geht es in die Berge, nämlich die Ardennen (und zwar bis auf etwa 580m). Die Gräben, Moore und Bremsen sind Vergangenheit und bleiben zurück in Flandern bzw das Hohe Venn, Europas größtes Hochmoor, berührt der GR 5 in der Wallonie nur kurz. Viel Wald wartet, der leider nur selten wilder, dunkler, ursprünglicher Mischwald ist und (auch hier) zu oft als Monokultur bzw. Fichtenplantagen daher kommt. Doch sind die Ardennen überraschend lieblich, die Täler mit ihren kleinen Flüssen und den kleinen Siedlungen im rustikalen Bruchsteinstil sind zum verlieben und die Fernblicke auf Hänge und Wälder, Weiden und Felder öffnen mein Herz. Einige schöne kleine und große Orte nimmt der GR 5 mit (z.B. Maastricht und Spa), andere lässte er sträflich liegen (z.B. Lüttich/Liège und Malmody). Interessant auch, wie kurz hinter Maastricht plötzlich ins Französische und ab Braunlauf dann ins Deutsche gewechselt wird.
Etappen
Tag 16: Pause in Liège (Lüttich) (20.07.24)
Für einen Tag (& zwei Nächte) Pause suche ich im schönen Maastricht (neben Metz und Nizza meiner Lieblingsstadt am GR 5) ein Hotel, doch unter 400€ ist nix zu machen. Also verbringe ich den Pausentag im benachbarten Liège (Lüttich). (Zum Glück fahren ja Züge.)
Und plötzlich sprechen alle Französisch und das Flair ist anders. Liège gilt als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Walloni, eine lebendige und vielseitige Stadt. Leider reicht ein halben Tag kaum aus, um Liège zu erkunden; denn es ist heiß, ich muss noch Besorgungen machen und will mich vor allem ja erholen. Genießen konnte ich aber die hübsche Altstadt und war mal wieder vom neuen Bahnhof angetan.
… und mein Vater hatte dann auch die Erklärung für die Hotelpreise in Maastricht. Auf der Website der Stadt heißt es dazu: „André Rieu tritt traditionsgemäß im Sommer mit dem Johann Strauss-Orchester auf dem Vrijthof in seiner Geburtsstadt Maastricht auf.“ Da is‘ dann nix zu machen …











Tag 17: Maastricht bis Visé – 31 km – 390 HM – (21.07.24)
Von Liège (B) mit dem Zug zurück auf den Trail. Heute laufe ich die Etappe in die „falsche“ Richtung, also von Visé nordwärts gen Maastricht. Alles logische Gründe: in Maastricht sind Übernachtungen wieder erschwinglich und in und um Visé gibt es nichts. Und zum ersten Mal auf dem GR 5 begegnen mir andere Wander:innen mit großen Rucksäcken wie dem meinen. Ob sie auch nach Nizza oder doch nach Rom oder zur Mosel oder … wollen? Der erste Tag in der Walloni bietet erste nennenswerte Steigungen und ist abwechslungsreich. Neben Asphalt in den Orten gibt es viele Feldwege und etwas Wald, aber kaum Seen oder Moore. So bleibe ich endlich mal von Bremsen verschont. Besonders der Sint-Pietersberg mit seinem Kalkwerk südlich von Maastricht bleibt in Erinnerung. Last but not least: Dass ich mir nicht noch zwei Tage für Maastricht Zeit nehme, ist eine Schande; doch muss es weiter gehen.





Tag 18: Visè bis Soumagne – 26 km – 520 HM (22.07.24)
Aus Maastricht mit dem Zug zurück auf dem Trail wird es doch nicht die entspannte Etappe, die ich erwartet habe. Denn plötzlichen gibt es richtig Höhenmeter zu bewältigen. Zwischendurch werde ich damit durch echte Täler, die beinahe wild und düster wirken, und durch liebliche Wiesen am Bach mit stolzen Ulmen belohnt, die mich leicht an wunderbare Wanderungen in den britischen Cotswolds oder dem Lake District erinnern. Leider häufen sich Barrieren an Wiesen, die mit dem Rucksack fast unpassierbar sind. Kurz: Seit heute bin ich in einer anderen Landschaft, die mit dem flachen Flandern nichts mehr zu tun hat.





Tag 19: Soumagne bis Spa – 35 km – 820 HM – (23.07.24)
Eine lange und lohnende Etappe mitten hinein in die Ardennen. Es geht über viele Bergrücken, einige steile Anstiege und enge Wege entlang von Brennnesseln. Dafür gibt es tolle Ausblicke in die hügelige Landschaft, die viel von Vieh- und Landwirtschaft geprägt ist. Hier lässt es sich leben und wandern. Der Ziel- und Kurort Spa macht auch den Eindruck als ob man es dort ein paar Tage aushalten könnte.






Tag 20: Spa bis Stavelot – 18 km – 510 HM (24.07.24)
Nach dem langen Weg gestern gibt es heute „nur“ eine kurze Etappe. Die führt mitten hinein in das Hohe Venn und die Ardennen. Wilde, dunkle, wundervolle Wälder begrüßen mich beim Aufsteigen aus Spa. Dann folgt im Parc Naturel des Sources nach Wirtschaftswegen das Hochmoor. Auch das wunderschöne und liebliche Tal Moulin du Ruy begeistert mit seinen weiten Weiden und dem süßen Ort.







Tag 21: Stavelot bis Vielsalm – 19 km – 350 HM (25.07.24)
Einmal über den Berg führt die heutige Etappe. Schöne Bergorte, weite Blicke auf Wiesen, Hänge und Wälder. Und doch dominieren auch hier Fichtenmonokulturen, also gibt es selten echten Wald, sondern eher Baumplantagen. Der Groschen, der für jede:n Wander:in völlig logisch ist, fällt in der Praxis erst heute bei mir: bei mehr Höhenmeter muss ich weniger Streckenkilometer planen. Da meine Beine nach den 35 km vorgestern immer noch müde sind und ich über Nacht nicht genug regeneriert habe, ziehe ich meinen Pausentag morgen vor. Vorteil: mit dem Zug erreicht man von hier umliegende Städte.






Tag 22: Luxemburg (Stadt) – Pausentag – (26.07.24)
Siehe Artikel über Luxemburg
Tag 23: Vielsalm bis Burg-Reuland – 20 km – 360 HM (27.07.24)
Regen, Wald, Weiden – und plötzlich sprechen alle wieder Deutsch.





Tag 24: Burg-Reuland (B) bis Clerf (Lux) – (28.07.24)
Siehe den Beitrag zum GR 5 in Luxemburg
Fazit
Die Wallonie ist eine Reise wert und eine tolle Wanderregion. Kein Wunder, dass sie mich an die benachbarte Eifel erinnert. Von den Bildern her hätte ich noch mehr „Wandern im verwunschenen Märchenwald“ erwartet. Doch ist das Kritik auf zu hohem Niveau. Übrigens: Das Tal der Our in Luxemburg bietet die von mir erwartete Landschaft, ebenso der GR 57 an der Ourth. Dafür habe ich aber sehr viele schöne Fernblicke und tolle kleine Täler bekommen. Vielleicht bin ich auch etwas Berg-fixiert in meinen landschaftlichen Sehnsüchten, doch schlägt der GR 5 in der Wallonie für mich den GR 5 in Flandern eindeutig.
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