GR 5 – 5. Lothringen und Elsass

Durch die französischen Regionen Lothringen (frz. Lorraine) und Elsass (frz. Alsace) (heute Teil von Grand Est) führt der GR 5, ein Fernwanderweg von der Nordsee (Hoek van Holland) bis zum Mittelmeer bei Nizza. In diesem Wanderbericht geht es um die etwa 595 KM von Schengen bis Montbouton in Lothringen & Elsass.

Überblick

Grob lässt sich dieser Teil des GR 5 in den Abschnitt vor und den in den Vogesen unterscheiden.

Genauer betrachtet durchwandert man in Lothringen fünf Abschnitte: (1.) Von der Grenze bei Schengen bis Metz geht es über Land. (2.) Von Metz bis Custins (dem Moselübergang nördlich von Nancy) durchquert der GR 5 den westlichen Teil des Regionalen Naturparks Lothringen, einer durch Wald, Wein und Mosel geprägten Landschaft. (3.) Der nächste Abschnitt durchquert mit Wald, Feldern und kleinen Ortschaften ziemlich direkt eine klassische Kulturlandschaft mit wenigen Besonderheiten. (4.) Der östliche Teil des Regionalen Naturparks ist durch drei Kanäle und mehrere große Seen geprägt. Der Beginn ist etwa bei Dietz und das Ende bei Hertzing. (5.) Ab hier, genauer dem Marne-Rhein-Kanal geht es in die Vogesen.

Strenggenommen gehört die West-Ost-Durchquerung der Vogesen erst ab dem Donon zum Elsass. Ab Barr folgt der GR 5 dann dem steilen Osthang gen Süden. Anfangs steigt man täglich aus den Bergen in das Weinanbaugebiet am Rande der Vogesen und der Rheinebene ab. Von Ribeauvillé startet eine einwöchige Tour über den Kamm der Hochvogesen (höchster Gipfel: Grand Ballon, 1428m), nur unterbrochen durch einen Stopp in Thann. Auch wenn das Elsass auf dem Papier schon in den Bergen (Ballon d’ Alsace, 1248m) endet, durchquert man nach dem Abstieg in die Ebene die „Pforte von Burgund“ bei Belfort und Montbéliard in Richtung Jura.

Etappen

Tag 32: Schwebesange (Lux) bis Kédange-sur-Canner (F) – 35 km (05.08.2024)

Aus der Mosel-Weinlandschaft in Luxemburg geht es kurz über das deutsche Perl nach Frankreich, wo ich die verbliebenen zwei Drittel des Weges bis Nizza wandern werde. Plötzlich ist der Weg wieder durch Wald und landwirtschaftliche Gegenden geprägt. Französisches Flair stellt sich noch nicht ein.

Tag 33: Kédange-sur-Canner bis Metz – 37 km (06.08.2024)

Eine lange Etappe, die anfangs viel über Landstraßen und durch schöne Landschaft führt. Später kommen auch Waldetappen dazu, die aber durch schlammige Wege anstrengend sind. Hinzu kommen Mücken und alles fliegend-nervige Getier, das in den Pfützen brühtet.

Tag 34: Metz – Pausentag (07.08.2024)

Wow, was für eine Stadt.

Tag 35: Metz bis Onville – 37 km – 760 HM (08.08.2024)

Auf schönen Wegen entlang der Moselufer führt der GR 5 aus Metz in den Regionalen Naturpark Lothringen. Dieser bietet abwechslungsreiche Laubwälder, Weinberge, Feldwege und hübsche Orte wie Gorze.

Tag 36: Onville bis Pont-à-Mousson – 28 km (09.08.2024)

Ein ähnlicher und ähnlich-schöner Tag wie gestern, nur am Ende leider mehr Asphalt.

Tag 37: Pont-à-Mousson bis Liverdun – 28 km (10.08.2024)

Die gleiche Landschaft wie in den letzen Tagen: Wald, Wiesen und Äcker. Highlight des Tages ist der Zielort Liverdun, der schön am Berg oberhalb einer Moselschleife liegt.

Tag 38: Liverdun bis Brin-sur-Seille – 29 km (11.08.2024)

Abschied von der Mosel, als der Weg nördlich von Nancy von der westlichen auf die östliche Moselseite Lothringens wechselt. Ab heute geht es über das Lothringer Hochplateaus gen Osten, die Vogesen in ein paar Tagen als Ziel. Unterwegs fühlt es sich nach Strecke-Machen in schöner Landschaft an. Auf den freien Feldern wartet die sengende Sommerhitze, im Wald umschwirren mich die nervigen und stechenden Viecher. Amance bleibt mir besonders in Erinnerung, weil es erhaben auf der Spitze einer Hügelkette thront.

Tag 39: Brin-sur-Seille bis Vic-sur-Seille – 23 km (12.08.2024)

Wieder viel Strecke – heute überwiegend durch Wald. Und in dem schönen, besuchenswerten kleinen Vic-sur-Seille steige ich vorerst aus, erreiche knapp den Bus letzten Bus des Tages (12.41) nach Nancy, um weiter nach Hamburg zu reisen. Die nächsten Tage heißt es: Ausruhen, Umarmungen, Ausrüstung nachkaufen. In ein paar Tagen kehre ich zurück und wandere weiter.

Tag 40: Vic-sur-Seille bis Rhodes – 39 km (18.08.2024)

Nach fünf Tagen Pause bzw Urlaub vom Urlaub kehre ich auf den Trail zurück. Obwohl es nur 600-700 KM von Hamburg sind, braucht die Fahrt fast 14 Stunden. Denn teilweise verkehren täglich nur 1-3 Busse zwischen Nancy und Vic-sie-Seille. Gut ausgeruht, mit frischer Wäsche und neuen Schuhen starte ich heute, um durch die Ebene entlang der Seille weiter Richtung Vogesen im Osten zu wandern. Es ist Schneckenwetter, der Weg führt viel über Asphalt und durchquert u.a. das hübsche Marsal. Im Osten erstreckt sich plötzlich das Seengebiet „Pays des Étangs“, das mir sehr gut gefällt.

Tag 41: Rhodes bis Abreschviller – 36 km (19.08.2024)

Drei Highlights machen diesen Wandertag zu einem besonderen. Erstens führt der Weg vormittags weiter durch das schöne Seen- und Kanalgebiet – ich mag Wandern am Wasser einfach. Zweitens tauchten mittags plötzlich die Vogesen am Horizont auf und ich bin auch schon – spätestens ab Saint Quiring – etwas rein gewandert, was gleich ein anderes Wandergefühl macht – ich mag das Wandern in den Bergen einfach bzw. mit Bergkulisse. Drittens habe ich heute die 1000-KM-Marke auf dem GR 5 geknackt.

Tag 42: Abreschviller bis Schirmeck & Straßburg – 31 km (20.08.2024)

Tief in die Vogesen, bis ins Elsass und über den Gipfel des Donon, mit 1009m der nördlichste Tausender des Gebirges, führt der GR 5 heute. Die Steigungen sind zumeist angenehm. Es geht vorwiegend durch Wald, doch wenn es mal Ausblicke gibt, dann sind die fantastisch. Da es am Zielort keine Schlafmöglichkeit aber einen Bahnhof gibt, fahre ich spontan nach Straßburg. Ebenfalls eine schöne Stadt, wenn ich sie auch nur kurz bei einem Abendspaziergang kennenlerne.

Tag 43: Schirmeck bis Le Hohwald – 25 km (21.08.2024)

Wieder geht es den ganzen Tag durch den Wald – mal durch wunderschönen, mal durch eher gewöhnlichen. Wieder geht es hoch hinaus. Und dann gibt es wieder drei bemerkenswerte Punkte: die bedrückende KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof vor idyllischem Landschaftspanorama, die alpine Hochebene um den Champ du Feu und am Ende einen romantischen Wasserfall.

Tag 44: Le Hohwald bis Andlau – 25 km (22.08.2024)

Le Hohwald hat den Charme einer Sommerfrische um 1850 oder 1900. Durch den Wald zum Höhepunkt des Tages: Prominent, mit fantastischem Blick auf die Rheinebene und bis in den Schwarzwald thront das Kloster St. Odilienberg über der Abbruchkante der Vogesen. Der Abstieg führt wieder in eine Weinanbauregion mit dem hübschen Barr.

Tag 45: Andlau bis Orschwiller – 34 km (23.08.2024)

Typisch für die zweite Woche des GR 5 in den Vogesen ist, dass er dem östlichem Kamm mit den höchsten Gipfeln gen Süden folgt und immer mal in Orte des Rheintal absteigt. So auch heute: Vom hübschen Weinort Andlau geht es 700m stramm aufwärts bis zum Gipfel des Ungerbergs (901m), der nur einen eingeschränkten Blick auf das Umland bietet. Über den Grad verläuft der GR 5 entlang der Rheinebene lange abwärts. Dies ist der Tag der Burgruinen, u.a. die Burg Bernstein und die Ortenbourg. Bei Châtenois führt der Trail wieder in die Ebene, um dann Richtung Haut-Koeningsbourg in die Hochvogesen anzusteigen.

Tag 46: Orschviller bis Ribeauvillé & Colmar – 14 km – (24.08.2024)

Aus den heutigen Burgen ragt die Haut-Koenigsbourgh heraus, eine im 30jährigen Krieg zerstörte Festung, die Wilhelm II nach dem Mittelalter-Klischee seiner Zeit neu errichten lies. Nach einem steilen Abstieg in das atemberaubend-malerische Ribeauvillé beende ich den Tag früh, um mir (per Bus) in Colmar einen halben Pausentag zu gönnen. Colmar wird all meinen Elsass-Romantik-Klischees voll gerecht, vor allem das Klein Venedig getaufte Viertel. Ach ja, in Ribeauvillé habe ich nun die Hälfte des GR 5 zurückgelegt.

Tag 47: Ribeauvillé bis Le Bonhomme – 28 km (25.08.2024)

Heute beginn eine ca. viertägige Tour über die höchsten Berge der Vogesen, die auf einem Kamm liegen. Im ersten Weltkrieg war dies teilweise Frontverlauf, so dass mich Gedenkstätten, Bunker und ein Soldatenfriedhof erwarten. Stets begleitet und erschließt den Weg eine Kammstraße, mit der damals die Front versorgt wurde. Anfangs geht es wieder ordentlich bergauf, bis ich vom Tal (250m) bis auf über 1000m-Höhe bin. Dann sind die Gipfel aber gut zu bewältigen. Die Landschaft der Hochvogesen ist durch Fernblicke, Wälder, Wiesen und Weiden geprägt. Im Winter sind dies teilweise Skigebiete. Alle paar Stunden kommt man durch kleine Orte oder quert Straßen.

Tag 48: Le Bonhomme bis Stosswihr / Le Trois Fours – 23 km (26.08.2024)

Wieder nach einem mühsamen Aufstieg führt der GR 5 erst mit nervigen Umleitungen durch Wald, um ab dem Pass Col du Calvaire über die Baumgrenze zu gelangen. Der Grad fällt gen Osten steil ab und bietet fantastische Ausblicke auf das Müllertal, Stauseen und umliegende Bergzüge. Leider ist der Weg steinig, so dass jeder Schritt wohl überlegt sein will. Und plötzlich liegt am Weg (Le Trois Fours) meine erste Hütte des französischen Alpenvereins, weshalb ich den Tag heute kürzer halte. Was ich nicht ahne: Es wird auch die letzte bewirtschaftete Alpenvereinshütte dieser Wanderung sein, da ich in den Alpen erst Out-of-Season ankomme.

Tag 49: Stosswihr/Le Trois Fours bis Grand Ballon – 37 km (27.08.2024)

Eine lange, anstrengende und wieder wunderschöne Tour. Denn vom Hohneck führt der Weg steil und viel über Geröll hinab ins Vallée de la Wormsa mit Stauseen, tiefem Wald und wildem Bach. Nach dem 800m-Abstieg nach Mittlach geht es gleich wieder 700-800m hoch auf den Kamm, zwar über normale Waldwege, aber dennoch anstrengend. Ich bin unentschlossen, ob ich nicht besser den GR 5 verlassen und das Tal in einem Bogen über den Kamm umrundet hätte. Nun ist der Weg wieder viel auf gleicher Höhe und führt von Gipfel zu Gipfel; zuletzt erreiche ich bei Sonnenuntergang den Grand Ballon (1424m), den höchsten Berg der Vogesen.

Tag 50: Grand Ballon bis Thann – 20 km (28.08.2024)

An dem kurzen Tag geht es aus den Höhen der Vogesen lange hinab bis ins Tal bei Thann. Wieder Gedenkstätten zum 1. Weltkrieg, Almen, Burgruinen und weite Blicke über Gipfel und in Täler.

Tag 51: Thann – Moosch/ Col des Perches – 20 km (29.08.2024)

Ein letztes Mal geht es steil hinauf in die Hochvogesen. Dieser 2-Tages-Tripp ist wesentlich einsamer und abgeschiedener als die letzten Tagen.

Tag 52: Moosch / Col des Perches bis Giromagny – 24 km (30.08.2024)

Überquerung des Ballon d’Alsace (1248m) dem höchsten Gipfel dieser Tour. Und dann folgt der lange Abstieg durch das Tal des wilden Bergbachs La Savoureuse in die Ebene. Au revoir Vogesen, ich werde Euch vermissen.

Tag 53: Giromagny bis Châlonvillars – 20 km (31.08.2024)

Nun geht es ein paar Tage durch die Ebene, um von den Vogesen ins Jura zu gelangen. Hier liegen diverse Kleinstädte und ländlicher Raum. Besonders ist eine große Seenplatte nördlich und westlich des Flughafens Belfort.

Tag 54: Châlonvillars bis Montbéliard – 19 km (01.09.2024)

Weiter geht es durch die Pforte von Burgund über Land, durch Wald und Felder sowie Vorstädte. Hübsche Gegend und gute Wegführung. Montbéliard ist ein schöner Ort.

Tag 55: Montbéliard bis Glay – 29 km (02.09.2024)

Siehe den Artikel zum nächsten Abschnitt des GR 5: französisches Jura

Fazit

Dieser Abschnitt des GR 5 bietet viel Licht, doch auch deutlichen Schatten.

Erst zum Schatten, den es nur in Lothringen gibt: Die oben beschriebenen Abschnitte 1. (Schengen bis Metz) und 3. (Mosel bei Nancy bis Dieuze) sind klassische Verbindungsstecken zwischen anderen Highlights. Sie gehören halt dazu, will man den GR 5 ganz wandern. Lässt man sie aus, verpasst man nur wenig.

Licht gibt es in den beiden Regionalen Naturparks Lothringen. Der westliche Teil ist hübsch, der östliche Teil gefällt mir sehr gut. Highlight sind eindeutig die Vogesen. Die waldreiche West-Ost-Durchquerung bietet täglich tolle Ausblicke, so vom Donon und vom Kloster Odilienberg. Beim Wandern am Ostrand der Mittelvogesen bleiben mir vor allem die hübschen Weinorte in Erinnerung, von denen Ribeauville zwar der touristischste aber auch sehenswerteste ist. Die Tour durch die Hochvogesen ist ein Erlebnis, das mich begeistert, auch wenn ich mit dem Abstieg nach Mittlach hardere. Die weiten Blicke (bei gutem Wetter) sind fantastisch. Kurz: Auch ohne GR 5 sind die Vogesen eine Reise wert.

Ach ja: Metz ist (vor Maastricht und Nizza) die schönste Stadt am Weg, wobei meine Abstecher nach Colmar und Straßburg auch lohnend waren.

zur Einführungsseite zum GR5: www.kleinepausen.de/gr-5-nordsee-mittelmeer
zum Bericht über den Abschnitt GR 5 – 1. Süd-Niederlande
zum Bericht über den Abschnitt GR 5 – 2. Flandern
zum Bericht über den Abschnitt GR 5 – 3. Walloni
zum Bericht über den Abschnitt GR 5 – 4. Luxemburg
zum Bericht über den Abschnitt GR 5 – 6. Jura
zum Bericht über den Abschnitt GR 5 – 7. Alpen
zur Hauptseite www.kleinepausen.de


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