Der französische Jura ist der vorletzte Abschnitt auf meiner Wanderung auf dem GR 5. Dieser Fernwanderweg führt von der Nordsee bei Hoek van Holland (NL) bis zum Mittelmeer bei Nizza (F). Der GR 5 führt auf ca. 279 KM durch den franz. Jura und beginnt etwa bei Montbouton und endet am Genfer See/Nyon.

Überblick
Die Wanderung über den Jura beginnt irgendwo in der Ebene bei Montbouton oder Montbéliard. Der GR 5 folgt dabei dem Gebirge der Länge nach und tangiert immer wieder die französisch-schweizer Grenze, um am Ende ein paar Tage durch die Schweiz zum Genfer See hinab zu führen. Während meiner Wanderung im Jura bricht der Herbst herein, so dass ich die Landschaft teils in strahlendem Sonnenschein, teils in Wolken, Nebel und Regen erlebe. Dominierend sind grüne Wiesen und weite Wälder in einer lieblichen Voralpenlandschaft mit Bauernhöfen, Almen und Kühen; Ackerbau gibt es kaum; die Orte sind oft klein und liegen eher verstreut. Zumeist sind auch die Berge eher gewellt als spitz. Doch findet man auch Skipisten und einzelne Steilwände. Und dann gibt es als Kontrast das teils enge, bis zu 200 Meter tiefe, von Moos geprägte, ja mystische Tal des Doubs zwischen Goumois und Villers-le-Lac. Wer hier dem Weg streng folgt – und nicht einen Abstecher in umliegende Orte macht – muss die Übernachtung sorgfältig planen (es gibt mehrere Schutzhütten) und Verpflegung für mehrere Tage mitnehmen. Ansonsten kommt man nahezu täglich an einem kleinen Laden vorbei.
Etappen
Tag 55: Montbéliard bis Glay – 29 km (02.09.2024)
Vom Fluss Allan bei Montbéliard führt der GR 5 langsam wieder in die Berge, teils entlang von Kanälen und Seen, durch Wiesen, Felder und Wälder. Am Ende des Tages erreiche ich die Schweizer Grenze bei Glay. Ein schöner Tag.



Tag 56: Glay bis Goumois – 38 km (03.09.2024)
Mitten im Jura gibt es wieder ordentlich Höhenmeter. Dafür bietet der GR 5 aber auch ordentlich Natur und Fernblicke. Über die nächsten Tage folgt der Trail dem wunderschönen, teils felsigen Tal des Doubs. Besonders idyllisch ist heute der Marktplatz von Saint-Hippolyte.







Tag 57: Goumais bis Grand’Combe-des-Bois – 29 km (04.09.2024)
Eine wunderschöne Wanderung entlang des Doubs, der sich bis zu 200 Meter tief in sein Tal einschneidet, an den Seiten von Felsen und Nadelwald gesäumt. Rechts ist Frankreich, links die Schweiz. So stelle ich mir auch die Landschaft in Washington (USA) vor.





Tag 58: Grand’Combe-des-Bois bis Montlebon – 37 km (05.09.2024)
Entlang des Tals des (teilweise aufgestaute) Doubs führt der GR 5 bis Villers-le-Lac und von dort hinauf in die Berge, wo ich auf bis über 1200m Höhe und wieder entlang der Grenze laufe. Es regnet den ganzen Tag und ist kalt. Trotzdem bzw vielleicht genau deshalb ist die Landschaft mit dem Nebel magisch.










Tag 59: Montlebon bis Pontarlier – 29 km (06.09.2024)
Bei gutem Wetter geht es ins Alpenvorland mit Höfen, Weiden und blauem Himmel. Ackerbau gibt es hier nicht mehr, dafür Viehwirtschaft.




Tag 60: Pontarlier bis Jougne – 29 km (07.09.2024)
Der zweite Tag in Folge bei herrlichem Wetter durch eine hübsche Alm- und Voralpenlandschaft. Ist das noch Spätsommer oder schon Frühherbst?






Tag 61: Jougne bis Chaux-Neuve – 31 km (08.09.2024)
Der Aufstieg zum Le Mont d‘Or (1463m), dem höchsten Gipfel meiner Tour durch das französische Jura, ist noch sonnig. Danach zieht es sich zu. So bietet sich kurz ein Blick auf den Genfer See und die Alpen. Der GR 5 kehrt dann wieder in das weite Tal des Doubs zurück. Bei Mouthe liegt seine Quelle.





Tag 62: Chaux-Neuve bis Chapelle-des-Bois – 14 km (09.09.2024)
Der (Spät)Sommer ist definitiv vorbei. Der Regen ist ergiebig, kalt und durchdringend. Durchgefroren und trotz Regenkleidung klatschnass flüchte ich mich mittags in ein Landhotel am Weg, zunächst um mich etwas bei Tee und Suppe aufzuwärmen. Doch dann beschließe ich es gut sein zu lassen, schmeiße meinen Tagesplan um und ergattere eines der letzten freien Zimmer. Lerne: Ich bin falsch ausgerüstet, habe ich doch zuletzt Mitte August neu gepackt, als es in Lothringen noch 35 Grad waren. Der Weg führte heute unspektakulär viel durch Wald und Weideland, glücklicherweise viel auf festen Wegen.



Tag 63: Chapelle-des-Bois (F) bis Saint Cergue (CH) – 33 km (10.09.2024)
Alles in allem ein schöner Routinetag. Morgens ging es bei Nebel und Nieselregen viel durch Wald, wobei ich wegen schlechter Sicht einige Ausblicke von Berghöhen verpasst habe. Zum Nachmittag wurde die Landschaft aber offener und weiter; und selbst das Wetter wurde sonnig. Für zwei, drei Tage wandere ich nun durch die Schweiz.





Tag 64: Saint Cergue bis Nyon/Genfer See – 13 km (11.09.2024)
Ein langer und bequemer Abstieg führt zum Genfer See, wo ich mittags noch gerade trocken am Fähranleger gen Alpen ankomme. Zwischen den Bäumen eröffnet sich immer wieder das fantastische Panorama mit See und den Alpen im Hintergrund (inkl Mont Blanc). Ein Traum, der meine Vorfreude auf die „kleine“ Alpenüberquerung nährt, die in den nächsten Wochen noch zwischen mir und dem Mittelmeer liegt. Zuvor lege ich aber eine knappe Woche Pause ein und fahre nach Hause.





Tag 65: Genfer See / Saint-Gingolph bis … (18.09.2024)
Die letzten Wochen finde Sie in dem Artikel GR 5: Alpen beschrieben.
Fazit
Der Jura ist nochmals eine ganz andere Landschaft als die Vogesen oder die Alpen. Mein Highlight ist eindeutig das Doubstal. Mehr Wildnis und verwunschenes Märchenland gab es bisher auf dem GR 5 nicht. Natürlich trugen Nebel und Wolken ihren Teil dazu bei. Hier könnte man Twin Peaks-Folgen drehen. Der Kontrast ist die Voralpen-Idylle der anderen Etappen. Berge, Almen, Kühe … Alles da, was man braucht. Abgesehen vom Doubstal wirkt der GR 5 im Jura nicht sensationell, aufregend oder einzigartig. Und doch ist es eine ruhige Landschaft zum Wohlfühlen, die etwas Gemütliches ausstrahlt, als würde ich nach Hause kommen.
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