Berge, Seen, Moore, Heide und noch viel mehr zeichnet Englands beliebten Wanderweg aus. Von der Küste der Irischen See führt er durch drei Nationalparks (Lake District, Yorkshire Dales und North Yorkshire Moors) im Norden Englands zur Nordsee-Küste und bietet – hoffentlich alles – was das Wanderherz ersehnt.

Überblick
Alfred Wainright, ein legendärer englischer Reiseautor, hat in den 1950er und 1960er Jahren diesen Küste zu Küste-Wanderweg entwickelt und 1973 als Buch veröffentlicht. Erst seit 2022 ist der beliebteste Wanderweg Großbritanniens ein offizieller National Trail und durchgehend ausgeschildert. Er startet an der Irischen See in St. Bees und endet an der Nordsee an der Robin Hoods Bay. Dazwischen führt er durch die drei so unterschiedlichen wie wundervollen Nationalparks Lake District, Yorkshire Dales und North York Moors.
Etappen: Für die ca 300 KM werden von Wainright 12 Etappen vorgeschlagen:
1. St Bees – Ennerdale Bridge (23 km)
2. Ennerdale Bridge – Rosthwaite (24 km)
3. Rosthwaite – Patterdale (23 km)
4. Patterdale – Shap (25 km)
5. Shap – Kirkby Stephen (31 km)
6. Kirkby Stephen – Keld (19 km)
7. Keld – Reeth (17 km)
8. Reeth – Richmond (16 km)
9. Richmond – Ingleby Cross (36 km)
10. Ingleby Cross – Clay Bank Top (19 km)
11. Clay Bank Top – Glaisdale (28 km)
12. Glaisdale – Robin Hood’s Bay (30 km)
In der Literatur finden sich Varianten von 9 bis 14 Tagen.

Siehe für ausführliche Informationen zur Planung der Wanderungen meine Tipps unten
Siehe auch meinen Artikel zum Lake District.
Etappen und Tagesberichte
Tag 0: Carlisle (23.04.2025)
Bei der Anreise schnuppere ich bei der Fahrt durch das Mittelgebirge Pennies und in Carlisle erste England-Luft und fühle mich gleich spontan wohl. Carlisle, wo ich die Nacht vor dem Start schlafe, erkunde ich die schöne Altstadt samt Carlisle Castle und Carlisle Cathedral beim Abendspaziergang. Früher Stadt wegen die Lage an der schottischen Grenze stark befestigt und ein wichtiger Militär-Stützpunkt. Morgen geht es mit dem Zug dann zum Start in St Bees.





Tag 1: St Bees bis YHA Ennerdale (24.04.2025) (offizielle C2C-Etappe 1 und Beginn Etappe 2) (33 km)
Am Küstenort St Bees startet der Coast to Coast Path. Am Strand, so will es die Tradition, nehme ich einen Stein aus der Irischen See auf, um ihn am Ende der Wanderung in die Nordsee zu werfen. Die ersten zwei Stunden führt der Weg entlang der Steilküste bei St Bees Head, wechselt dann Richtung Berge. Auch wenn der Aufstieg zum Berg Dent (angeblich mit toller Aussicht) wegen Forstarbeiten gesperrt ist und ich einen flacheren Weg wähle, hätte mir eines der beiden Hotels in Ennerdale Bridge, dem klassischen Ziel der ersten Etappe gereicht. Doch habe ich mich übermütig für die günstige Jugendherberge Ennerdale entschieden, die nochmal 9 km weiter liegt. Der Uferweg am Ennerdale Water, dem ersten See, ist in der Abendsonne – trotz einiger Kletterpassagen am Südufer – fantastisch. Dennoch komme ich erschöpft am Tagesziel an. Fazit: Mein altes Problem, ich habe am ersten Tag mal wieder übertrieben.








Tag 2: YHA Ennerdale via Rosthwaite bis Grasmere (25.04.2025) (Teile der 2. & 3.) (27 km, 2000 Höhenmeter)
Zwei der fünf hohen Pässe des C2C standen heute an. 500 m und mehr Aufstieg/Anstieg hatten es durchaus in sich, waren sie teilweise doch ziemlich steil. Spätestens mit dem fantastischen Fernblick am ersten Pass auf die Seen Buttermere und Crummock Water und die umliegenden Gipfel bin ich voll im Lakeland angekommen. Hinter dem Honister Pass eröffnet sich das Tal Borrowdale. Wie auch mein Tagesziel Grasmere verzaubert die Kulturlandschaft aus Cottages, Steinmauern und Schafweiden. Müde und mit Muskelkater falle ich abends ins Bett meines B & B., das ich vorsorglich gebucht hatte.







Tag 3: Grasmere bis Patterdale (26.04.2025) (Ende der 3. C2C-Etappe) – (13 km)
Die letzten beiden Tage hatten es in sich, die beiden nächsten zählen zu den schwersten der Tour. Daher mache ich zur Abwechslung heute mal nur eine kurze Etappe. Morgens fülle ich in Grasmere, im ersten guten Supermarkt der Tour meine Vorräte auf. Dann geht es vom vermeintlich hübschesten Ort des Lake District zum Pass am Bergsee Grisedale Tarn. Der Abstieg führt dann lange durch das idyllische Tal Grisedale bis Patterdale, das am Ullswater liegt. Vom Campingplatz blickt man auf den See, der für mich bisher der schönste See des Lake District ist.







Tag 4: Patterdale bis Shap (27.04.2025) – (Etappe 4) (29 km)
Die vierte Etappe wird manchmal als schwerste des Trails beschrieben. Dabei ist der Aufstieg zum höchsten Berg der Tour angenehm und kommt ohne steilere Kletterpassagen aus. Nur der Abstieg ist bei Kidsty Howes fies. Der Blick vom Rampsgill Head (792m) und die Höhenwanderung über den Grad ist bei schönem Wetter bestimmt sensationell. Ich hatte jedoch ordentlich Wind und Nieselregen bei meiner Wanderung, denn die Wolkendecke begann heute bei 500 m. Der Weg am Stausee Haweswater Reservoirs ist einsam und wundervoll. Auch der dritte Teil der Tagestour zum Straßenort Shap (inkl Supermarkt) führt schön über Weiden, entlang eines Fluss und vorbei an der Ruine der Shap Abbey. Auch wenn ab dem Stausee das Wetter wieder gut war, hatte es auch diese Etappe wegen der Länge in sich.









Tag 5: Shap bis Kirkby Stephan (28.04.2025) – (Etappe 5) (31 km)
Der Trail führt in die Yorkshire Dales Nationalpark. Er ist Teil Mittelgebirge Pennines, dass das Binnenland Nordenglands prägt. Und größer könnte der Kontrast und die Veränderung des Landschaftsbildes kaum sein. Mich erwartet eine karge Einöde aus Gräsern und Flechten. Die Weite hat eine unendliche, friedliche und raue Einsamkeit. Meilenweit stehen weder Baum noch Mauer. Wind und Wetter ist man hier schutzlos ausgeliefert. Dies ist eine Landschaft die diesen vormittag in silber, braunen und dunkelgrünen Tönen funktioniert. Nachmittags kommt dann die Sonne durch und im nächsten Tal dominieren grüne Schafweiden und verstreute Höfe. Wegen der Länge gilt auch diese Etappe als hart, denn es geht immer leicht auf- oder abwärts.







Tag 6: Kirkby Stephan (29.04.2025) – Pausentag
In dem kleinen, liebenswerten Ort lege ich einen Pausentag ein. Ich gönne meinen Beinen Ruhe, um zu regenerieren und genieße Bett und Badewanne. Der 2000-Einwohner:innen-Ort bietet eine solide Infrastruktur mit Supermärkten, Drogerien, Ärzt:innen, Souveniers, Restaurants und Cafés.




Tag 7: Kirkby Stephan bis Keld (30.04.2025) – (Etappe 6) (19 km)
Heute geht es über den letzten großen Gipfel der Wanderung, den Nine Standards Rigg (662m). Aufstieg und Abstieg sind nicht steil und angenehm. Aktuell wird der Weg neu mit Platten ausgelegt. Denn für den Weg über die Höhen und das Moor gibt es je nach Jahreszeit und Wetter drei Varianten. Wieder habe ich bei dem fantastischen Wetter (ca 21 Grad und Sonne) einen Fernblick, ohne einen Baum oder Hof zu sehen. Die gibt es aber in den Tälern. In Keld, dem süßen kleinen Zielort der Etappe, ist die Hälfte der Strecke gewandert. Gerade heute entstehen viele Gespräche mit anderen Wanderern. Kurz: ein perfekter Tag.







Tag 8: Keld bis Downholme (01.05.2025) (Etappe 7 und Beginn Etappe 8) (30 km)
Ich wähle den Weg über die Berge und nicht die andere Variante entlang des Fluss Swale durchs Tal. Zu der bekannten Weite gesellen sich heute viel Wasserfälle und die Ruinen von Bleiminen. Reeth, das Ziel der kurzen Etappe 7, ist wieder eine liebenswerte und hübsche Ortschaft mit Hotels, Campingplatz und einigen Geschäften. Dann verläuft der C2C durch das mittlerweile sehr breite und freundliche Lower Swaledale, durch Landwirtschaft geprägt ist.









Tag 9: Downholme bis Danby Wiske (02.05.2025) – (Etappen 8 (Ende) & 9 (Beginn)) (32 km)
Richmond (9000 Einw.) ist die größte Stadt am Coast to Coast Path und ideal, um Vorräte aufzufüllen. Gleichzeitig enden in diesem malerischen Zentrum die Yorkshire Dales, einer faszinierenden Landwirtschaft mit wundervollen Orte. Nun folgt für mich die einzige Verbindungsstrecke, die ohne Nationalpark über flaches Land an den Rand der North York Moors führt. Dabei führt der Weg bis Scorton sehr grüne entlang des Swale. Sehenswert sind vor allem Easby Abbey und Kiplin House and Garden.






Tag 10: Danby Wisky bis Carlton Bank (Etappe 9 & 10) – (03.05.2025) (26 km)
Vom tollen, kleinen Campingplatz in Danby Wisky geht es über Land, Weiden und abenteuerliche Überquerungen von Bahnschienen und der Schnellstraße A 19 an den Rand der North York Moors bei Ingleby Arncliffe. Mit Beginn der Moors und der nächsten offiziellen Etappen wird es dann landschaftlich spannender. Der Weg führt auf den Rand einer Hochebene, die teilweise steil abbricht und etwa 200m über der Ebene liegt. Tolle Ausblicke bei schönem, aber stürmischen Wetter.





Tag 11: Carlton Bank bis Glaisdale (Etappe 10 & 11) – (04.05.2025) (36 km)
Nach anfänglichen Auf und Ab führt diese Etappe lange auf einer alten Bahntrasse durch Moor und Heide und bleibt dabei viel auf gleicher Höhe. Ideal zum KM-Machen. Da ich im kultigen Pub Blakey Ridge kein Bett mehr Bett bekommen habe, kehre ich hier nur mittags ein und treffe dort einen jungen Hiker wieder. Nachmittags wird der scharfe, kalte Wind schneidender und es setzten Hagelschauer ein. Glücklich komme ich abends in meiner Unterkunft an.





Tag 12: Glaisdale bis Robin Hood Bay (05.05.2025) – (31 km)
Die letzte Etappe ist abwechslungsreich und Highlight. Sie führt erst durch das Tal des Esk mit herrschaftlichen Anwesen bis Grosmont, mit seinem herrlichen Old-Style-Bahnhof. Über das Moor geht es in das idyllische Tal des May Beck (inkl Wasserfall Falling Foss). Eine letzte Moor-Passage führt dann zur Steilküste, der man ein paar KM folgt. Der C2C endet im malerischen Fischerort Robin Hoods Bay, wo ich meinen Stein der Nordsee überantworte.








Praktisches und Tipps
Detaillierte Informationen: Die ausführlichste deutschsprachige Beschreibung habe ich hier gefunden: https://de.wikivoyage.org/wiki/Coast to_Coast Walk
Karten & Ausschilderungen: Die Schilder geben ein Orientierung, reichen aber nicht aus. Kurz: Ohne Karte geht es nicht. Ich laufe mit einer Kartenapp. Ausgedruckte Papier-Karten gibt es im Buchhandel viele. Die beste kostenfreie Online-Karte habe ich hier gefunden: www.nationaltrail.co.uk/en_GB/trails/coast-to-coast/trail-information/
Länge: ca. 300 km, die KM-Angaben schwanken je nach Quelle (292-306 km)
Etappen: 12 Etappen werden von Wainright vorgeschlagen (siehe oben)
Richtung: Theoretisch kann man den Weg auch von Ost (Robin Hood Bay) nach West (St Bees) wandern. Das hat den Vorteil, dass die höchsten Berge und meisten Steigungen zum Ende kommen, wenn man eingelaufen ist. Für die klassische Route von West nach Ost spricht aber u.a., dass man dann den Wind zumindest im Rücken hat, weil der oft vom Atlantik und der Irischen See bläst.
Höhenmeter und Profil: ca 13.000 Meter hoch und runter (zusammengezählt); die erste Hälfte, also der Part im Lake District und teils in den Yorkshire Dale, ist deutlich bergiger; höchster Pass ist der Kirsty Pike (780m)
Charakter: Die drei Nationalparks unterscheiden sich. Und so erwarten die Wanderin und den Wanderer im Lake District Berge, Seen, Schafweiden und eine liebliche Landschaft, in Yorkshire Dales bestimmen Moore, grüne Hügel und Kalksteinfelsen und in den North York Moors durchquert man die große Heidelandschaft der Welt.
Anforderungen: … werde ich berichten, wenn ich die Wanderung abgeschlossen habe.
Übernachtungen: Unbedingt Unterkünfte frühzeitig vorbuchen! Schon während meiner Wanderung in der absoluten Nebensaison (April/Mai) habe ich täglich teils ein Dutzend C2C-Hiker getroffen. Was mag hier in der Hauptsaison los sein? An jedem Etappenziel gibt es Hotels, B&B und/oder Jugendherbergen. Man kann die Tour also auch ohne Zelt machen. Campingplätze gibt es oft, aber nicht überall. Ich habe einen Mix aus Hotel, B&B und Zelt gemacht, was gut für das Portmonee und schlecht für die Schultern ist.
Anreise: St Bees ist mit dem Zug, Robin Hood Bay mit dem Bus zu erreichen. Nächstgelegene Flughäfen sind Manchester, Newcastle und selbst von Edinburgh gibt es eine ähnlich schnelle Zugverbindung. Selbstverständlich ist auch eine Anreise mit der Fähre via Newcastle upon. Tyne oder nur mit dem Zug durch den Eurotunnel möglich.
Warum gerade dieser Weg? 2017 habe ich mich in den Lake District verliebt und wollte immer mal wieder hierhin zurückkehren. Die drei Nationalparks sind jeder für sich fantastisch. England ist ein wunderbares Wander- und Reiseland. Und so lasse ich mich überraschen, wieso die Britten gerade diesen Weg zu ihrem Lieblingsweg erkoren haben.
Dann hat man den Lake District und die höchsten Berge Englands als Highlight am Ende. Doch hat sich offenbar die West-Ost-Richtung bewährt, unter anderem, weil man den Wind und das Wetter oft im Rücken hat, man sich also bequem zur Nordsee schieben lassen kann.
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