5-Flüsse-Radtour

Aus den Alpen nach Hause (Hamburg) radeln‘ – das ist die Idee meiner Radtour, die ich im Schweizer Engadin beginne und die mich entlang der fünf Flüsse Inn, Donau, Naab, Saale und Elbe durch die Schweiz, Österreich, Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein nach Hause in die Elbmetropole führen soll.

Im Juni 2025 bin ich den ersten Teil vom Engadin bis Saalfeld/Saale (Thüringen) (ca. 1100 km) gefahren. Den Abschnitt Saalfeld-Hamburg (ca. 650 km) hole ich irgendwann nach.

Engadin

Überblick

Länge: ca. 1670 km

Strecke & Abschnitte:
Inn-Radweg (Maloja-Passau): ca. 520 km
Donau-Radweg (Passau-Regensburg): ca. 160 km
Naabtal-Radweg (Regensburg – Luhe-Wildenau): ca. 100 km
Fichtelgebirge-Überquerung (Luhe-Wildenau – Zell im Fichtelgebirge): ca. 80 km
Saale-Radweg (Zell im Fichtelgebirge – Barby): ca 410 km
Elbe-Radweg (Barby – Hamburg): ca. 400 km

Dauer: 2-4 Wochen je nach Länge der Tagesetappen

Anspruch: Ich habe mich bewusst für eine Fluss-Radtour entschieden, da dort in der Regel mit weniger Steigungen zu rechnen ist. Das haut hier aber nur teilweise hin. Die größten Höhenunterschiede gibt es gleich zu Beginn im Engadin (CH) und dann später an der Oberen Saale zwischen Hof und Saalfeld im Thüringer Schiefergebirge. Auch am bayrischen Inn und im Fichtelgebirge gibt es gewisse Höhenunterschiede. Der Rest ist relativ einfach und flach. Man muss aber in allen Abschnitten immer mal mit Schotterpisten rechnen.

Tagesberichte

INNRADWEG

Tag 1: Majola bis Zernez – Di, 17.06.2025 – 55km (+17km)

Am Vortag bin ich von Hamburg nach Zürich gefahren, was bis zum Zugausfall in Basel auch gut klappte. Dank Schweizer Bundesbahn bin ich dann aber gut in Zürich angekommen. Morgens bleibt noch etwas Zeit, um die wunderbare Altstadt von Zürich zu erkunden. Per Zug geht es dann nach St Moritz, wobei die enge Strecke ab Chur durch Berge, Tunnel und über Brücken legendär ist. Über die Straße gelange ich zum Start des Innradweg in Maloja. Die Strecke im weiten Oberengadin ist naturnah, führt über einige Asphalt- auch viel über Wald- und Schotterwege. Am Weg warten grandiose Berggipfel (bis 3.500m), romantische Bergseen, Wildblumenwiesen, Burgen, Luxushotels und idyllische Orte, vor allem die letzten 10 km vor Zernez bieten ordentliche Steigungen und steile Abfahrten.

Tag 2: Zernez – Landeck – Mi, 18.6.2025 – 95 km

Der Weg im Unterengadin besticht neben dem dramatischen Wildfluss durch seine romantischen Bergdörfer, durch die der Innradweg am Hang führt. Die Häuser in den alten Ortskernen haben Verzierungen an den Fassaden (Sgraffito-Malerei). Guarda gilt als Schmuckstück der Region, doch Ardez, Ftan und Scoul sind genauso sehenswert. Das Tal ist eng und hat viele Steigungen. Eine anstrengende und doch landschaftlich imposante Etappe, die schon jetzt ein Highlight der Tour ist.

Tag 3: Landeck bis Werr – Do, 19.06.2025 – 101 km

Das obere Inntal ist anfangs noch eng, öffnet sich dann aber, so dass ich eine tolle Aussicht auf die Bergketten im Norden (Lechtaler Alpen, Karwendel, …) und Süden (u.a. Stubaier und Tuxer Alpen) habe. Der Weg ist nun eben und fast durchgehend asphaltiert, so dass ich gut durchrollen kann. Die Tiroler Landeshauptstadt präsentiert sich und ihre Altstadt bei bestem Wetter. Auch Hall ist einen Abstecher Wert. Zwischendurch ragen hübsche Kirchen, Klöster und Burgen aus der Ebene.

Tag 4: Werr bis Kerschdorf – Fr, 20.06.2025 – 122 km

Aus dem österreichischen Inntal bei Schwaz bis nach Oberbayern hinter Rosenheim ist eine Reise durch zwei Landschaften. In den Alpen ist das Tal weit, der Weg ein flacher Highway mal durch Wiesen und am Fluss, mit Pech entlang der Autobahn oder Bahnstrecke. Ab Rosenheim wird der Weg ganz anders, die Strecke ist hügelig und anstrengend, geht oft über Land und durch Dörfer.

Tag 5: Kerschdorf bis Mühldorf am Inn – Sa, 21.06.2025 – 54 km

Bei heißem Wetter und noch müde vom langen Vortag fahre ich heute weiter durch die liebliche und hügelig-anspruchsvolle Voralpenlandschaft. In Erinnerung bleiben vor allem die hübsche Städte wie Wasserburg am Inn und Mühlendorf am Inn.

Tag 6: Mühldorf am Inn bis Passau – So, 22.06.2023 – 131 km

Meine längste Tagestour führt mich südöstlich des Inn durch das Alpenvorland. Altstädte wie Altötting und Burghausen bezaubern. Zeitweise verliere ich auch den ausgeschilderten Weg und schlage mich auf der Landstraße durch. Heute ist es sehr heiß. Da tun die gelegentlichen Wälder und die Flussauen gut. Glücklich komme ich in Passau an, wo der Innradweg am Zusammenfluss von Inn und Donau endet.

Tag 7: Passau (Pausentag) – Mo, 23.06.2025 – 0 km

Am siebten Tag sollst Du ruhen, heißt es. Und so verbummel ich einen Pausentag in der wunderschönen Altstadt von Passau, besichtige den Dom und ruhe mich in Cafés aus.

DONAURADWEG

Tag 8: Passau bis Straubing – Di, 24.06.2025 – 102 km

Der Donauradweg ist einer DER legendären deutschen Radweg. Mir präsentiert sich der Klassiker als Enttäuschung, denn Teilstücke sind gesperrt und ich fahre heute viel durch Industriegebiete, Vororte und Felder und nur manchmal entlang des Fluss. Diese Strecken sind gewohnt schön, auch die Altstädte von Deggendorf und Straubing sind malerisch.

Tag 9: Straubing bis Pielenhofen – Mi, 25.06.2025 – 72 km

Am zweiten Tag an der Donau bleibt der Radweg näher am Fluss und seinen Auen. Der Aufstieg zur Walhalle ist steil, die Ruhmeshalle ist sehenswert und doch aus heutiger Sicht befremdlich. Highlight des Tages ist eindeutig die stimmungsvolle Altstadt von Regensburg. Wegen der Hitze halte ich den Tag kurz und steuere im schön grünem Naabtal gleich den ersten Campingplatz an.

NAAB- & FICHTELGEBIRGE- RADTOUR

Tag 10: Pielenhofen bis Marktredwitz – Do, 26.06.2025 – 146 km

Für nachmittags sind Gewitter vorhergesagt, weshalb ich früh aufbreche und auf den guten und flachen Wegen hervorragend voran komme. Nun ist die Naab mit etwa 100 km eher kurz, doch gibt es mit dem Kloster Pielenhofen sowie Kallmünz, Burglenfeld, Nabburg hübsche Orte am Weg. Auf meinem Weg über das Fichtelgebirge zur Saale-Quelle quere ich immer mal wieder die Zuflüsse der Naab, so die Waldnaab und die Heidennaab. Doch fahre ich auch viel Landstraße und tue mich heute mit Moritz zusammen, der Richtung Dresden fährt und mir unterwegs begegnet. Schön, mal jemand zum Plaudern zu haben. Und da der Regen ausbleibt und die Suche nach einer Unterkunft in der oberfränkischen Provinz nicht so leicht ist, wird die Radtour heute länger als geplant.

SAALERADWEG

Tag 11: Marktredwitz bis Hof – Fr, 27.06.2025 – 63 km

Über das Fichtelgebirge radel ich zur Saalequelle. Diese liegt im dichten Wald und wurde leider ein Steinbett gefasst, so dass sie wenig natürlich wirkt. Der Weg ist auf der ersten Strecke gut ausgebaut und ausgeschildert. Es geht durch klassische Kulturlandschaft mit Feldern, Wiesen und Wäldern sowie Höfen, Dörfern und Landstraßen. … ach ja, heute fällt der ersehnte Regen, den ich mittags in der Cafe-Bäckerei des Edeka in Weißenstadt am See aussitze.

Tag 12: Hof bis Ziegenrück – Sa, 28.06.2025 – 76 km

Es war in verschiedenen Reiseführern angesagt, doch die beiden Etappen im Thüringer Schiefergebirge (zw. Hof und Saalfeld) haben es in sich. Der Weg hat viele Steigungen, mal 20m, mal 50m oder gerne auch 150m. Die Abfahrten sind dann teils auch so steil (und teils auf Schotter), dass ich ständig bremse und mich selten entspannt den Berg runter rollen lassen kann. Doch dafür ist die Obere Saale in ihren engen Tal, mehrfach zu Seen aufgestaut, wunderbar. Ständig eröffnen sich neue Blicke auf die Landschaft und das Flusstal. An Burgen und Schlössern am Weg fehlt es auch nicht, so das Schloss Burgk. Kurz: Man bekommt für die viele Anstrengung auch viel landschaftliche Schönheit. Glücklich, wer ein E-Bike hat.

Tag 13: Ziegenrück bis Saalfeld/Salle – So, 29.06.2025 – 42 km

Die Schönheit und Beschwerlichkeit der Strecke an der Oberen Saale setzt sich fort. Highlight heute ist u.a. die Saale-Schleife, wobei es hier viel ähnliche Flusswindungen gibt. Neben dem Unterengandin begeistert mich dieser Abschnitt am meisten. Die Temperaturen liegen seit Tagen bei 30 Grad, so dass ich unterwegs viel trinke und schwitze, wobei der Fahrtwind kühlt. Die nächsten Tage werden noch heißer (bis 36 Grad am Mittwoch) und ich benötige einen Tag Pause. Da der erste Teil dieser Radtour auf zwei Wochen angelegt war, steige ich in Saalfeld in den Zug nach Hamburg und freue mich schon, eines Tages zurück zu kehren, denn die Saalfeld soll eine sehr schöne Altstadt haben und die letzten 600-700 km nach Hamburg warten auf mich.

… FORTSETZUNG FOLGT

Organisatorisches

Anreise: per Zug bis St. Moritz, von dort ca. 18 km zum Start in Maloja per Rad; Achtung: Zug und Fahrradplatz frühzeitig buchen

Unterkünfte: Am Weg gibt es viele Hotels, Gasthäuser und Campingplätze, vor allem in den touristischeren Gegenden an Inn und Donau. Wie eng das Netz an Naab, Saale und Elbe ist, werde ich dann ja sehen. Generell gilt natürlich wie immer: Wer früh bucht, spart Geld – und verliert Flexibilität.

Kosten: Die Schweiz ist und bleibt ein teures Urlaubsland. In Deutschland und Österreich sein die Unterkünfte überraschend erschwinglich.

Verpflegung: Täglich kommt man mehrfach durch Ortschaften mit Gastronomie und Supermärkten. Teilweise gibt’s auch Gastwirtschaft direkt am Weg. Ich habe stets morgens 3 Liter Wasser abgefüllt und diese bei dem heißen Sommerwetter auch gebraucht.

Fazit

Mich fasziniert an dieser Tour, dass sich alle 2-3 Tage die Landschaft verändert. Das Oberengadin ist ein weites, hochalpines Bergtal, das durch seine großen, kristallklaren Seen geprägt ist. Das Unterengadin ist enger, wilder und bietet als Highlight wundervolle, urtümliche Bergdörfer. Das Tiroler Inntal ist viel bereiter; hier kann man gut rollen, die Kulisse der Bergketten im Norden und Süden genießen und in den vielen kleinen und großen Orten (u.a. Innsbruck und Kufstein) einkehren. Der Innradweg in Oberbayern wird zwischen Rosenheim und Passau etwas hügeliger; vor allem die schönen Orte am Inn wie Wasserburg, Mühlendorf, (Burghausen und Altötingen etwas abseits) und Passau bleiben in Erinnerung. An der Donau habe ich sicherlich den schönsten Abschnitt des Radwegs erwischt. Die Naab und ihre Zuflüsse bieten Einsamkeit und sehr idyllische Momente am Fluss. Das Tal der Oberen Saale ist eine Entdeckung, landschaftlich wundervoll und als Radweg eine Anstrengung.

Meine Idee, eine Flussradtour zu wählen, weil es dort nicht so hügelig ist, ging nur teilweise auf. Die Strecke am Inn in Tirol von Landeck bis Rosenheim, an der Donau und an der Naab waren überwiegend flach und gut zu radeln. Im Engadin, am bayrischen Inn und an der Oberen Saale ist dies aber eine hügelige Tour, auf der ich immer wieder mein Rad die Steigungen noch geschoben habe.

Mir blieben viele schöne Erinnerungen. Gerade in Deutschland konnte ich neue Landschaften und Regionen kennenlernen. So freue ich mich, wenn ich das letzte Drittel des Wegs von Saalfeld über Magdeburg nach Hamburg nachholen kann.

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Kommentare

Eine Antwort zu „5-Flüsse-Radtour”.

  1. Wunderbar! Eine spannende und schöne Radtour! Ich bin begeistert von deinem Start und Zugfahrten mit Fahrrad sind immer ein Abenteuer, vor allem in Deutschland
    LG Andrea

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